02.12.2018 19:07

„Weites Land und tiefe Seele“ Erinnerung an die Erzählwanderung am 1. Dezember 2018 im Tullnerfeld/Niederösterreich

„Weites Land und tiefe Seele“

Unter diesem Motto trafen sich am 1. Dezember 2018 Besatzungskinder und Interessierte aus Wien, Niederösterreich und Oberösterreich im niederösterreichischen Tullnerfeld. Noch in der Nacht auf den 1. Dezember hatte sich das Tullnerfeld auf die Themenwanderung vorbereitet und in eine weiße Winterlandschaft verwandelt.

Am Ausgangspunkt in der Gemeinde Baumgarten traf sich die kleine Wandergesellschaft bei heißem Punsch, Tee, Mehlspeisen und dem russische Wässerchen Wodka. Die von der Natur bereitgestellte landschaftliche Kulisse und die harmonische Stimmung der Wanderer wurden durch unsere Märchenerzählerin Eva-Maria Mader in einen wunderbaren Einklang gebracht.

         

 

Nach der ersten Erzählung brach die fröhliche Gesellschaft auf zur Winderwanderung. Der Weg war eben, die Stimmung toll und die Gespräche reichlich.

 

                                 

Eine kleine Baumgruppe mit einem Bankerl bot eine gute Möglichkeit für eine Pause und eine Geschichte des steirischen Mundartdichters Hans Klöpfer:

Da Ruß.
A gfongana Ruß, a großmächtana Monn,
ban Zenz in da Wiel* kriagg an wehtandn Zohn:
und er jammat und haust, und da Dokta so weit,
und die Oabat so gnedi und koans hot just Zeit,
daß dan obi kunnt füahrn bis auf Eibiswold nein-
wal alloa derft a net, muaß a Wochta mit sein.


Zlest denkt si die Bäurin, i kunnt's jo probiern,
sull mei Hiaserl den Rußn zan Zähntreißn füahrn.
(Dos is ihr jüngsts Büabl, grod sechsjahri heut,
roatgwanglt, kloawunzi, oba witzi und gscheit!)
Und sie ruaft n vun Schoufholtn hoam vun da Holt:
,,Steck die Schuach an, muaßt obi zan Dokta z Eibiswold!
Und i liaß n schöa grüaßn und i bitt'n holt recht,
ob da denn unsan Rußn net zähntreißn möcht.
Und nimmst's Rucksackl mit, bringst vun Kromar an Tee
und a schmiedani Sterzpfonn und an Packlkaffee
und um drei Kreiza Zwirn und um zwöIf Kreiza Zimbt
und frogst eini ban Firba, wo da Blaudruck bold kimmbt."


Af Eibiswold braucht ma vier Stund. Jo und durt
sogg die Köchin vun Dokta: "Scha, grod is a furt !"
Schofft da Hiaserl in Rußn : "Do setz di hiaz nein
ins Vorhaus und woartast, i kaf daweil ein!"
Und da Ruß sitzt scha do und sogt ,,dobre" und locht,
und daweil hot da Hiaserl seine Weg olli gmocht.


Wia s firti san, gengan s mitnonda schön stad
wieda hoamzu. Do hebb's on zan schneibn und waaht,
daß ma völli die Hond vor die Augn neama siacht.
Und da Hiaserl wird müad, wal da Rucksack so ziacht.
Den nimmb da Ruß üba. Und s schneibb wia net gscheit,
und longsom wird's finsta und da Weg noch so weit!
Da Hiaserl muaß olli Biat rastn in Schnee,
möcht am liabstn gern schlofn und die Füaß tant eahm weh.
Do nimmb da Ruß s Büaberl gonz still aufn Oarm,
hüllt n Montl guat üba und trogg n schön woarm
üban Boch, durch n Wold, der mit Blochhulz varramt,
und da Wochta hot gschlofn und wunnaschön tramt

von da Regerl ihr Goas und vun Christkindlbam
und wann wul da Vota vun Kriag wieda kam;
und gspürt's net, wann da Ruß eahm oft hoamli hot druckt,
und wird richti erst munta, wia's Torgatta zuckt.
Durt stellt er n schöa gschmeidi af d Füaß vorn Haus
(denn wia schauat da Hiaserl ols Wochta sist aus !).
Und si löffln a Suppn und die Muatta woar froh,
und da Ruß krallt gemüatli in Stodl intas Stroh,
und is bacherlwoarm glegn, dawal da Schneewind hersolzt,
---- und hot tramt, doß sei Büaberl in Rußland eahm holst.

                                                                                      

Und schön war ´s und weiter ging die Wanderung. Jetzt ein wenig bergauf auf eine kleine Anhöhe und dann weiter, vorbei an Weinkellern, im Ohr die schönen Geschichten und vielen Gedanken im Kopf.

  

  

Rechtzeitig vor dem Dunkelwerden erreichte die gut gelaunte, nun doch schon ein wenig müde aber vor allem hungrig gewordene Wandergesellschaft das Wirtshaus. Schnell vergessen waren so manche Müh und Atemnot bei Gasthaus Renners Abendbrot!

Und weil der kleine Marsch mit einer Erzählung begann, fand er auch mit einer Erzählung den Ausklang!

Die Weihnachtsglocke

Weihnachtsmärchen aus Russland
(Verfasser unbekannt)

Vor vielen vielen Jahren, da war einst in Russland ein Bauer vor der Weihnacht traurig und ratlos.
Er hätte gerne seiner Frau, seinem Kind und allen Nachbarn am Heiligen Abend etwas Gutes getan, aber was sollte es da in dieser Zeit schon geben; es ist ihm beim besten Willen nichts eingefallen.
Wie er so überlegte – während er auf dem Feld arbeitete – da stieß er im Boden auf einen eisernen Ring. Er wunderte sich, holte ein Seil, zog es durch den Ring, spannte seinen Ochsen davor und staunte nicht schlecht: der Ochse zog eine riesengroße Glocke aus dem Boden. So einfach, als ob es nur eine Rübe gewesen wäre.
Niemand wusste, wie die Glocke in den Acker gekommen war. Es muss ein Wunder gewesen sein, meinten die Leute aus dem Dorf. In den nächsten Tagen haben alle Leute aus der Gegend einen Turm aus Holz gebaut und die Zeit langte gerade so bis zum Heiligen Abend..
Zum ersten mal hat sie an Weihnachten geläutet. Allen Menschen, die sie hörten, ist es ganz merkwürdig geworden.
Der traurig war, den überkam Mut; der Kummer hatte, konnte ihn vergessen; der einsam war, hat Besuch bekommen; die Kranken vergaßen ihre Schmerzen und die Armen fanden plötzlich noch etwas zu essen.
Von da an läutete die Glocke an jedem Feiertag und immer – wie das erste Mal - haben die Menschen Hoffnung geschöpft.
Von dem Gerücht von der wunderbaren Glocke hörte übers Jahr der Zar in Moskau.
Die Glocke kommt auf mein Schloss, befahl er und ist mit seinen Reitern zu dem Dorf aufgebrochen. Alles Bitten der Bauern half nichts; ich will es so, ich bin der Zar, die Glocke ist für euch viel zu gut, hat der Zar befohlen. Vom Turm herunter holte man sie mit einem Seil. Wie sie aber aufgeladen war, rührte sich der Wagen nicht mehr von der Stelle. Alle Ochsen und Rösser ließ er anspannen, der Zar; sogar die Soldaten ließ er ziehen – es nutzte alles nichts.
Aus lauter Wut, weil er die Glocke nicht mitnehmen konnte, haben die Soldaten die Glocke mit großen Hämmern zerschlagen müssen, in viele tausend Stücke – dann fuhren sie davon und ließen die traurigen Dorfbewohner zurück.
Als wieder Weihnachten wurde, stand der Bauer morgens auf und wollte zuerst zum Glockenscherbenhaufen gehen. Da sah er, schon ein wenig vom Schnee zugedeckt, statt der Scherben viele tausend wunderschöne, kleine, glänzende Glöckchen. Die Nachbarn halfen ihm, sie aufzulesen und sie an alle zu verteilen.
Für dich ist auch eine dabei.
Häng’ sie da auf, wo du sie am nötigsten hast; übers Bett, am Hals ……
Und immer, wenn du’s brauchst, läute daran!

 

 

 

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